15.09.2005 Gäubote Herrenberg

Böblingerin Bettina Zastrow bei Kautt & Bux

Einfache Zeichen in fröhlichen Farben

Piktogramme liefern Informationen in einfachster Form, so dass sie universal und schnell zu lesen sind. An die kleinen Helfer denkt man spontan, wenn man die Bilder von Bettina Zastrow aus Böblingen erblickt. Sie reihen sich unter dem Titel „Umbruch“ an den Wänden im Treppenhaus der Firma Kautt und Bux, die damit ihre hauseigene Ausstellungsreihe fortsetzt.

Von Gabriele Pfaus-Schiller

Die kleinen Formate, häufig auf weißem Grund, weisen einfache geometrische Zeichen und Linien auf, die Palette der Farben ist sparsam: für die grafischen Elemente wird häufig schwarz verwendet, daneben treten die Grundfarben Rot, Blau und Gelb in Erscheinung, nur selten wird gemischt. Die Titel dienen als Hinweis, der in manchen Fällen als Sehhilfe dienen mag, oft aber auch überflüssig erscheint, weil Motive wie „Kurve“ oder „Drei Gläser“ auch ohne Beistand zu identifizieren sind. Auch eine ovale, oben verdickte schwarze Ringform mit einer ebenfalls schwarzen Kugel darauf gibt sich leicht als „Woman“ zu erkennen, die Paarbildung erfolgt durch „Man“, dieselbe Grundform in der eckigen Variante, versehen mit einer Fliege.
Schwieriger wird es bei einem Bild, das sich aus blauem Halbkreisen zusammensetzt. Es bedarf schon der Erläuterung, dass es sich hier um „Family Secrets“ handelt, das zu ergründen man sich aufgefordert fühlen mag oder auch nicht.
Freude will Bettina Zastrow ihren Betrachtern bringen, sie inspirieren und an der eigenen, erst vor knapp drei Jahren entdeckten Leidenschaft fürs Malen teilhaben lassen. So äußerte sie sich zur Einfügung in die Ausstellung, die sie selbst unternahm. „Ich habe viel mehr Energie“, stellte sie eines Tages fest, nachdem die jahrelange Pflege eines Angehörigen bewältigt war und sich berufliche Veränderungen ergaben. Und so tat sie das, was sie schon immer wollte: Malen.
Sie erstand Leinwand, Pinsel und Farbe, legte los, auf Malkurse verzichtend und der eigenen Intuition vertrauend. So beherzt wie der Entschluss wirkt auch die Umsetzung: die Formen wirken naiv, die Verwandlung der Bilder, die sie vor ihrem inneren Auge sieht, wirkt direkt und einfach. Die zumeist weißen Untergründe erlauben kein vorsichtiges Herantasten oder gar Übermalen. Da werden klare Zeichen und Farben gesetzt – etwa ein roter Punkt und zwei schwarze Balken, die darunter liegen in „Beauty and the Past“ – und man meint, ein „Basta“ dahinter zu vernehmen. Der berufliche Werdegang lief zunächst anders: die Böblingerin erlernte den Beruf der Technischen Redakteurin. Man ist allerdings versucht, in der kurz angebundenen Geradlinigkeit gewisser technischer Bauprinzipien zu entdecken, etwa in der formschlüssigen Verbindung, welche die drei Bilder m“Ménage à Trois“ teilen.
Verblüffung, oder, wie Marketingleiter Hartmut Greiner in der Begrüßung gestand: Sorge, dass jemand mit dem Filzstift darauf malt, verursacht ein Bild, dass im Eingang hängt. Es ist weiß und trägt allein Bettina Zastrows Signatur. Es entstand für die Bewerbung zur Ausstellung „Zitate“ des Böblinger Kunstvereins und bezieht sich auf denen Song „Frozen“ von Madonna. Darin heißt es auch: „Man sieht nur das, was man sehen will“ – und fordert auf, selbst ein Bild darauf zu projizieren, so man denn zum Träumen aufgelegt ist. Wer lieber hinter die Leinwand schaut, ist beim Bild „Leid“ besser dran: eine Hand scheint sich in die Oberfläche gekrallt zu haben, sie weist die entsprechenden, herausgeschnittenen Löcher auf, die Leinwand hängt als Blutstropfen herab.

Die Ausstellung ist bis Mittwoch, 30. November, montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr im Treppenhaus von Kautt und Bux, Schießmauer 9, zu besichtigen.