Susanne Binkowski

Laudatio vom 14.09.2004

Susanne Binkowski

Susanne Binkowski

Sehr geehrte Damen und Herren,

Dies ist vielleicht ein etwas ungewöhnlicher Anfang einer Eröffnungsrede, doch auch der Weg der Künstlerin Bettina Zastrow ist ein ausgesprochen ungewöhnlicher.

Also nehmen wir einmal an, Sie hätten sich am heutigen Abend – ganz spontan – eines der Bilder dieser Ausstellung gekauft, weil es Ihnen gefällt. Sie fanden das Bild anziehend. Irgend etwas hat Sie angesprochen und nicht mehr losgelassen. Sie mussten es haben.
Sie kommen nun nach Hause, zeigen es Ihrem Partner, Ihrer Partnerin oder einem Freund oder Freundin und dieser oder jener ist äußerst erstaunt.
„Sag mal, da ist ja gar nichts drauf außer ein paar Pinselstrichen und ein quadratischer oder runder Farbklecks – ist das alles? Das könnte ich auch!“

Ja, möchte man da antworten, da ist wirklich wenig zu sehen auf Bettina Zastrows Bildern und doch gleichzeitig so viel.
So einfach sehen ihre Arbeiten aus und doch zeigt sich in ihnen eine sehr hohe geistige und handwerkliche Konzentration.
Bettina Zastrows – wie sie es nennt „absichtsloses Spiel mit Pinselstrichen, abstrakten Formen wie Linien, Dreiecken, Kreisen und Quadraten, kombiniert mit intensiven Grundfarben – ist Kunst.
Eine Kunst die mitten in unser Zentrum trifft. Ganz abgesehen davon, dass Bettina Zastrows so genanntes „Spielen“ in Wirklichkeit ein handwerklich sehr gekonntes und klug komponiertes Spielen ist.
Mit einfachen Metaphern bringt sie es fertig uns in eine andere Dimension des Seins zu entführen . Auf verblüffende und sehr ungewohnte Art spüren wir plötzlich tiefere und ganz neue Zusammenhänge. Eins und eins ist in dieser Ebene ihres Spielens nicht mehr zwei sondern vielleicht drei oder gar fünf. Eine ganz andere Logik, eine ganz andere Ebene tut sich uns auf.
Weggewischt ist unser alles wissender Verstand und dass es nur diesen oder jenen Weg der Betrachtung der Dinge gibt.
Der Weg zu unserem Unterbewusstsein ist geöffnet.
Assoziationen an Erlebtes, Erfahrenes werden wachgerufen und frei. Unser eingefahrener, auf das „Normale“ ausgerichtete Horizont weitet sich schlagartig und entlockt uns – nach getaner innerer Arbeit – schließlich ein Schmunzeln, ein Lachen – ein Aha-Erlebnis.

Es macht schlicht und einfach Freude sich auf Ihre Kunst des Spielens einzulassen. Es ist die Ebene der Intuition, der Kreativität und der in Wirklichkeit unendlichen Variationen der Schöpferkraft.

Miteinbezogen in diese so anregende Atmosphäre hat die Künstlerin gleich zwei weitere Künstler. Frau Gabriele Henke und Herrn Helmut Lipka, welche für die besonders originelle und künstlerisch absolut ergänzende Rahmung der ausschließlich in Acryl gemalten Werke zuständig sind.

Nun noch ein wenig zu Bettina Zastrows Werdegang.

Sie ist in München geboren, in Böblingen aufgewachsen und im Hauptberuf technische Redakteurin.
Bis – ja- bis sie genau im Sommer vor einem Jahr auf die Träume ihrer Kindheit zurückgriff und ganz kühn und mutig ohne sich mit Kunstgeschichte und all dergleichen handwerklichen Vorausübungen zu belasten, zum Pinsel griff.
Sie tut es mit der Einfachheit und Klarheit eines Kindes und transportiert aus einer anderen Bereich gleichzeitig die Erfahrungen ihres gelebten Lebens. Sie benutzt ausschließlich reine, kraftvolle und leuchtende Farben. Ihre breiten und geradlinige Pinselstriche sind direkt, eindeutig und auf den Punkt gebracht.
Die Kompositionen von Farben, Linien und Flächen sitzen perfekt.
Schlicht überzeugend.
Die Künstlerin malt mittlerweile nicht nur für sich alleine. Sehr schnell hat sie den öffentlichen Rahmen gesucht. Und auch dies tut sie recht professionell.
Wir können auf ihre Entwicklung wirklich sehr gespannt sein und uns noch an hoffentlich vielen ihrer weiteren Werke erfreuen.

Noch ein paar Bemerkungen zu den Exponaten.
Insgesamt sind 14 Bilder ausgestellt
Ein Exponat hängt im Erdgeschoß zusammen mit Bettina Zastrows Vita und den Presseberichten.
Weitergehend im ersten Geschoß gleich nach der Treppe an den Zwischenwänden der Türen von rechts nach links:

Zuerst eine Dreier Gruppe – dies ist ein Ausschnitt aus einem Zusammenhang von insgesamt 10 Bildern – mit den Titeln „Geometrischen Variationen“,

Anschließend das ausdrucksstarke Farbbild: „Gluthitze“
und das mit farbigen Stöckchen gemalte Bild „ Red Star“.

Weiter das kraftvolle Power Duo in Schwarz „man and woman“, und danach das bezaubernde „Portrait“ in pink.

Zum Schluss die sehr berührende Trilogie „Weinender Zauberer“, welche mich an die blaue Periode von Picasso erinnert . Tiefe Trauer und von Herzen lachen liegen nahe beieinander und sind das Wesen von Humor und der Kunst zu verzaubern.

Hier im Raum auf der Staffelei befindet sich das besondere Lieblingsbild von Bettina Zastrow mit dem Titel : “Zeit“.

Weitere Exponate sind noch auf dem Tisch an der Wand im Hintergrund des Saales zu betrachten.

Ich wünsche Ihnen viel Freude mit den Bildern – wenn Sie sich auf sie einlasen werden auch Sie fasziniert sein.

(c) Susanne Binkowski 2004

(Stadtbibliothek im Höfle, aus der Laudatio von Susanne Binkowski zur Ausstellung vom September/Oktober 2004)